Bildung + Lernen gGmbH

 
 

02.02.2017 | Unna/Gelsenkirchen. Stellt das Down-Syndrom ein Hindernis für die berufliche Laufbahn dar? Nicht grundsätzlich. Die 20-jährige Janine Knegt aus Unna gehört seit über einem Jahr zum fünfköpfigen Team des Gelsenkirchener Unternehmers Michael Sarholz, der den Einradversand AJATA betreibt. Die langfristige Vermittlung in Arbeit gelang mitunter durch eine enge Zusammenarbeit der betreuenden Behörden Agentur für Arbeit Hamm sowie Jobcenter Kreis Unna und dem regionalen Bildungsträger BILDUNG+LERNEN gGmbH, eine Tochtergesellschaft der AWO Unterbezirk Unna.

Ihre Schwerbehinderung hat Janine Knegt nie als Hindernis, sondern als Motivation gesehen, gesteckte Ziele zu erreichen. Die Arbeitsaufnahme bei AJATA bildet für sie den bisherigen Höhepunkt ihrer Laufbahn. „Ich habe einen tollen Arbeitsplatz gefunden. Meinen Chef und die Kollegen mag ich sehr und meine Arbeit macht mir großen Spaß.“ Den familiären Halt im Rücken, begann Janine Knegt schon früh, sich hohe Ziele zu stecken. Ihre Mutter Claudia Knegt erinnert daran, dass es nicht immer einfach gewesen sei, ihrer Tochter den inklusiven Werdegang zu ermöglichen. „Erzwingen kann man diesen inklusiven Weg nicht, denn es darf natürlich nicht zu Lasten des Kindes gehen. Janine besuchte die Gesamtschule aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen zieldifferent, d.h. sie musste das Klassenziel nie erreichen, sondern wurde nach ihren Möglichkeiten gefördert. Sie hat zwar nie einen Schulabschluss erreicht, aber sie besuchte nach der 9. Klasse drei Jahre die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung“. In Kooperation mit Arbeitsagentur, Jobcenter und dem Bildungsträger Bildung + Lernen gGmbH nahm sie in dieser Zeit an dem Projekt NeuEinstellung zur beruflichen Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt teil. Dabei erhielt sie Schulungen und Mobilitätstraining und konnte intensiv betreute Praktika absolvieren; eines davon beim Einradversand AJATA in Gelsenkirchen. Dass ihr Arbeitsort in Gelsenkirchen sein würde, schreckte zuerst ab. Durch die Unterstützung des Bildungsträgers, in Person des Jobcoaches Marco-Sandor Fußy, übte Janine Knegt die Fahrtstrecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Das einjährige Langzeitpraktikum mündete schließlich in ein Arbeitsverhältnis. Seitdem kommissioniert und verpackt Janine Knegt in ihrem Arbeitsalltag Bauteile von Einrädern.

Monika Boxhammer und Nicole Keller, Vertreterinnen von Arbeitsagentur und Jobcenter, begleiteten den Prozess: „Eine berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen kann funktionieren, wie dieser Fall zeigt. Dabei spielt die Kooperation unserer Arbeitsverwaltungen und dem Bildungsträger eine enorme Rolle. Nur gemeinsam können wir jedem Bewerber die individuelle Hilfestellung bieten, die für eine nachhaltige Vermittlung in Arbeit notwendig ist.“ Gern würden sie es sehen, wenn auch weitere regionale Arbeitgeber sich trauen würden, einen Bewerber mit Behinderung einzustellen. Dafür bieten sie Interessierten kostenlos Beratungen und Hilfestellungen an und unterstützen Arbeitgeber bei ihrem Entscheidungsprozess. Ob ein Bewerber in den eigenen Betrieb passt oder den Anforderungen gewachsen ist, kann schon ein Praktikum zeigen. „Mit dem Fall von Janine Knegt möchten wir zeigen, dass Menschen mit Behinderungen einen Betrieb bereichern können“, erklären die Verantwortlichen unisono, die sich im regelmäßigen Austausch mit Arbeitgebern immer wieder mit klassischen Vorurteilen konfrontiert sehen.
Vorbildlich reagierte AJATA-Geschäftsführer Michael Sarholz. Er hatte sich explizit darum bemüht, einem jungen Menschen mit Behinderung einzustellen. Das begleitete Langzeitpraktikum von Frau Knegt war für alle Beteiligten im Betrieb lehrreich. Der Gelsenkirchener Sarholz erklärt: „Als Janine in unser Team kam, haben wir erkannt, dass wir viele Dinge vereinfachen können; so beschriften wir seitdem die Regale mit Etiketten in einer größeren Schriftart. Davon profitieren letztendlich alle Beschäftigten.“  

Tiefergehendes fachliches Know-how erwarb Janine Knegt durch Jobcoach Marco-Sandor Fußy, der durch die begleitende Betreuung in dem Betrieb ein Arbeitskollege auf Zeit war. Zusätzlich stand auch Mitarbeiterin Anne Holzheuer der jungen Frau in der Folge zur Seite: „Gemeinsam meistern wir auch heute noch die täglichen Herausforderungen des Arbeitsalltags. Des Weiteren unterstütze ich Janine in ihrem Aufgabenspektrum oder gebe ihr konkrete Anleitungen bei einigen Tätigkeiten.“ Zufrieden blickt Janine Knegt auf das erste Berufsjahr bei AJATA zurück, ermöglichte es ihr doch, noch selbstständiger und unabhängiger zu werden. Damit nähert sie sich nun ihrem nächsten Ziel heran: bald die erste eine eigene Wohnung zu beziehen.

Jobcenter Kreis Unna (http://www.jobcenter-kreis-unna.de/artikel/news/mitten-im-berufsleben.html)
Text: Antonia Mega
Foto: Katja Mintel